20.07 bis 27.07.2024 Ausfahrt in das Elsaß
Auf dem Rhein - Mahrnekanal mit dem Wikingerschiff unterwegs Richtung Saarbrücken
Logbuch der Sjølfur. 20.07.24 Temp. >30 Grad Niederschlag Nachmittags, sonst sonnig.
Mannschaft: Miriam, Elmar, Marco Wochenziel: Saverne Slippen, Fahrt über Schiffshebewerk Arzwiller und Flusstunnel bei Niderviller über Rhein-Marne-Kanal in den Saar-Kohle-Kanal nach Saarbrücken. Wir starten um 9 Uhr in Kappel. Alles wird auf das Boot verlastet, verzurrt, auf Vollständigkeit geprüft. Wegen einer kurzfristigen Absage versuchen wir noch ein weiteres Crewmitglied zu gewinnen. Aber mit der Aussicht in 2 Stunden abfahrbereit in Kappel sein zu müssen und die nächste Woche frei zu nehmen melden sich alle Kontaktierten Wahlweise krank, noch blau oder schon wieder blau. Stabile Leistung für die Uhrzeit. 12 Uhr Abfahrt. Die erste Hürde ist die Rheinfähre bei Kappel nach Rhinau. Zum ersten mal wird unser Boot auf einem anderen Boot transportiert. Dank professionellen Einweisern auf der Fähre, kein Problem. Ziel ist Saverne, der Endpunkt der letzten Reise soll der Startpunkt der neuen Reise sein. Ein elsässisches Städtchen in Vaubanstil. Mit Schloss, Wochenmarkt und öfters mal auch einem Konzert im Schlossgarten. Das Navi führt uns durch viel zu enge Straßen. Mehrfach müssen wir anhalten und die Abstände oder Einfahrten prüfen. 14 Uhr Ankunft Saverne. Wir checken kurz die Lage, wo und wie wir slippen können. Da ein absehbarer Poller den Weg versperrt, fragen wir in der Capitainerie. Alles kein Problem aber flussaufwärts geht nichts. Das Schiffshebewerk ist außer Betrieb. Später erfahren wir Gerüchte, es würde mit dem Cloudstrike Update zusammenhängen. Aber das Hebewerk ist seit Donnerstag geschlossen. ( Ein Tag vor dem Update?) Wann es wieder in Betrieb geht... Man hört alles. Morgen (am Sonntag... Bestimmt!) in einer Woche, oder in einem Monat. Wir suchen eine Sliprampe nach dem Hebewerk und dem Tunnel. Es schmerzt dieses Highlight ausfallen zu lassen. Wann schwimmt man mal in einem Aufzug und durch ein Tunnel. Wir finden eine Sliprampe in Niderviller. Etwas ab vom Schuss aber sollte das nicht gehen, ist etwas weiter ein Hafen mit Werft und Kran. Wir sparen uns dadurch auch etwa 20 Schleusen Durchfahrten. Die Sliprampe ist entlegen und eng. Mit viel Rangieren kommen wir ins Wasser. Anders, als das letzte Mal slippen, macht die Sjølfur kaum Wasser. Das halbe Pfund Fassdichte in den Rissen der Planken macht gute Arbeit. Dafür kommt jetzt Wasser von oben. Nur eine halbe Stunde aber kräftig. Wir fassen Entschluss den nächsten Hafen zu erreichen. Dort können wir das Auto samt Trailer abstellen außerdem brauchen wir alle eine Dusche. Marco hat sein Shirt 2 mal durchgeschwitzt. Dort angekommen machen wir Bekanntschaft mit anderen Flussfahrern. Ein Älterer Schwabe meint wir wären ,, Käpsele " so ein Boot zu bauen. Außerdem empfiehlt er uns nach Metz zu fahren. Und gibt uns 2 kalte Bier. Ein gern gesehenes Geschenk. Da wir unser Bier nur mit einem Eimer über Bord ins tiefe Wasser hängen können, um es zu kühlen. Das hat aber auch keine 8 Grad... Abends gibt es Rotkraut mit Kartoffeln und Dip. Und einem Bier das keine 8 Grad hat. Morgen soll es den ganzen Tag regnen. Ab dann Top Wetter. Wir werden sehen.
Logbuch der Sjølfur 21.07.2024 Temperatur ~25. Grad Nachts Gewitter, dann bewölkt bis sonnig.
Kaum eingeschlafen weckt uns um 0:00 Uhr das Feuerwerk einer Hochzeit. Das nächste Mal wachen wir aus weit unerfreulicherem Grund auf. Das Wetter kommt anders als gedacht. Gegen 2:30 in der Nacht braust der Wind auf, daß wir davon aufwachen. Raus aus dem Schlafsack, schnell alles Sturmfest machen. Wohl dem, der Knoten im Dunkeln knüpfen kann. Der Sturm mit Gewitter hält bis 4 Uhr an. Aber das Zelt hält dicht und wir bleiben trocken. Wir schlafen lang aus. Legen dann gegen 10:30 ab. Frühstück gibt es während fahrt. Elmar kocht Kaffee, Miriam serviert Müsli, Marco macht den Steuermann. Nach den Gesprächen gestern sind wir uns nicht sicher, ob Metz oder Saarbrücken das Ziel werden soll. An uns vorbei ziehen Dörfer mit unaussprechlichen Namen. Xouaxange ist das Highlight. Später geht es durch einen tiefen Felseinschnitt und wildes Grün. Das Kronendach schließt uns fast vollkommen ein. Kurz vor der Kreuzung legen wir uns auf das ursprüngliche Ziel Saarbrücken fest. Dort wird auch die Landschaft wieder offener. Frisch abgeerntete Felder und Seen. Nun gehen die Schleusen wieder Berg ab. An der Ersten der 30 Schleusen erhalten wir eine Fernbedienung aus einer Art Packstation. Die funktionieren nicht sofort reibungslos. Wir erkennen aber bald das Problem, das uns aus dem Vorjahr bekannt ist. Lichtschranken an Ein- und Ausgang der Schleuse kontrollieren ,wo sich das Boot befindet. Nun sind wir aber deutlich flacher als die meisten Boote und der Sensor übersieht uns. Doch wir wissen was zu tun ist: Miriam schnappt sich ein Geschirrtuch und wedelt einem Torero gleich vor dem Sensor, während wir diesen langsam passieren. Nach dem Handtuchtanz erkennt uns der Sensor als respektables Boot an. Die Fernbedienung quittiert mit einem pfeifen. Wir Schleusen jetzt schneller, doch unser Ziel Mittersheim erreichen wir nicht. Um 18 Uhr stellen die Schleusen den Betrieb ein. 3 Kilometer vor dem Hafen werfen wir den Anker neben einem Schleusenwärterhäuschen. Die Pächter geben uns einen Tipp, wo wir baden können und versorgen uns mit neuem Trinkwasser. Eine Dusche wäre besser gewesen aber baden tut es auch. Zum Bellen einiger Füchse bereitet Marco eine Thunfischpenne zu. Elmar und Miriam spannen das Zelt auf. Nach dem nächtlichen Gewitter fällt nicht ein Tropfen Regen.
Logbuch der Sjølfur 22.07.2024 Temp. ~25 Grad Überwiegend sonnig 3 Beaufort
Marco wird nachts von einigen Mücken geplagt. Miriam und Elmar sind dank eines Lavendelöls verschont geblieben. Unser Plan ist es in Mittersheim im Hafenkaffee zu frühstücken. Also machen wir uns nur mit einem Kaffee gestärkt daran, dass Boot klar zu machen. Der aufmerksamen Bewohnerin des Schleusenwärterhäuschen entgeht dieser fatale Umstand nicht. Sie führt das auf fehlendes Baguette zurück und ist sofort bereit den Mangel zu beheben. Wir bedanken uns vielfach. Haben wir doch nichts, was wir im Gegenzug geben könnten. Nur das Nötigste ist an Bord. Dieses Baguette erweist sich als äußert nützlich, denn das Hafenkaffee in Mittersheim ist geschlossen. Es gibt im Ort eine Bäckerei mit einer sehr kleinen Auswahl an Lebensmitteln. Ein kleiner Dorfladen eben. Das schlägt sich auch im Preis nieder. Wir kaufen das Nötigste nach. Frische Backwaren bleiben uns verwehrt ,denn inzwischen ist es nach 12 Uhr. Wir kehren zum Boot zurück und bereiten ein sehr spätes Frühstück zu. An der nächsten Schleuse macht unsere Schleusen-Fernbedienung Faxen. Unter lautem Piepsen fordert sie abwechselnd zum Einfahren in die Schleuse auf, dann warnt sie: Schleuse außer Betrieb. Neustarten, Rumdrücken... Irgendwann hat die Schleuse geöffnet und zeigt grün. Wir fahren ein, den laufenden Stimmungsschwankungen der Fernbedienung zum Trotz. Die Schleuse funktioniert auch so. Unser heutiges Ziel ist weniger ambitioniert als gestern und die Landschaft schön, aber ebenmäßig. Am Boot gibt es immer etwas zum Basteln und Ausbessern. Ansonsten hat man auch mal Zeit zum Lesen. Wir kommen am Ziel Harskirchen an. Wie schon in Mittersheim muss man heute auch den Wind in die Manöverplanung einbeziehen. Das Yachthafenpersonal besteht aus einem Automaten, an dem man mit Karte zahlen kann. Das Ticket soll man ,, gut sichtbar hinter die Windschutzscheibe klemmen" Wir geben den Zettel in eine Tüte und die kommt ins Maul des Drachens. Der hat noch erstaunlich scharfe Zähne für sein Alter. Harskirchen scheint ein altes Gestüt zu sein. Alle 50 Meter gibt es einen Wassertrog aus dem inzwischen Blumen wachsen mit dekorativer Handpumpe, vor alten halbverfallenen einst herrschaftliche Ställen und Wohngebäuden. Elmar spricht jeden an den er auf der Straße erblicken kann. Alle sprechen elsässisch. Auch der Monsieur Maire, der Bürgermeister wird bequatscht, als er in Flipflops aus der Mairie kommt. Sonst gibt es hier nur viel Ruhe und malerisches Abendrot
Logbuch der Sjølfur 24.07.2024 Temp. ~24 Grad Bewölkt, dann Sonnig 1 Beaufort
Ein komisches klatschen, dann ein Schrei! Alle schrecken auf. Es war Miriam."Iiihhhhh" trällert es: ,, Ein Fisch"! Elmar befreit seine Hände aus dem Schlafsack, greift rüber und bekommt den 20 cm langen Eindringling zu fassen. Zurück zum Absender damit. Dass es der Fisch überhaupt geschafft hat ins Boot zu springen... Es gibt nur beim Motor eine kleine Öffnung. OK, Gefahr gebannt, blick auf die Uhr.: um 6:00 also weiter schlafen. Der nächste Blick auf die Uhr ist dann erst gegen 10. Etwas zu lange geschlafen. Elmar und Miriam gehen einkaufen. Mensch und Motor brauchen was zu mampfen. Marco macht das Boot seeklar und ein kleines Frühstück. Als das gegessen ist, sitzen alle noch kurz da. Der weg zurück durch die grüne Hölle. Die Motivation hält sich sehr bedeckt. Immerhin kein Regen. Sonne bei angenehmen Maß. Kein Wind. Wir raffen uns auf. Die Ruderpinne wird etwas steiler aufgestellt, damit sich weniger Seegras daran verheddert. Das funktioniert, auch wenn es die Manövrierfähigkeit etwas einschränkt. Der Motor muss alle paar hundert Meter gereinigt werden, aber bei gutem Wetter und mit Miriam und Elmar an Ruder und Maschine läuft das prima. Grüne Hölle bei Sonne ist nur noch halb so wild. Mittagessen wird gereicht. Die Sonne scheint. Wir planen wann wir welchen Ort erreichen müssen um rechtzeitig heim zu kommen. Also Gashebel auf den Tisch,da wir zu lange geschlafen haben. Das sind dann 12km/h. Es soll zurück gehen in den Hafen von Halskirchen. Und zur Abwechslung verläuft der Tag fast langweilig. Eine Willkommene! Bis zur letzten Schleuse. Wir erreichen sie rechtzeitig, melden uns mit der Fernbedienung an und dann, nichts. Wir landen Elmar an, er checkt die Lage. Von oben wartet ein anderes Boot auch angemeldet. Aber die Schleuse zeigt allen Seiten rot. Anruf bei der VNF (Wasserstraßenverwaltung Frankreich) die schauen mal nach. Inzwischen haben sich 3 „Sofakapitäne zu Lande“ eingefunden um mit viel unnützem Rat zur Seite zu stehen. Es klingelt an der Schleuse. Elmar nimmt ab. ,,Yves ist auf dem Weg, aber braucht ne halbe Stunde." Das ist wohl der Techniker im Bereitschaftsdienst?! Wir fangen schon mal mit Kochen an. Gemüsereis wird es geben. Doch dann kommt Yves auch schon angerauscht. Der ältere bärtige Mann in Cargohosen und von Arbeit gezeichnetem Unterhemd scheint wenig begeistert uns manuell Schleusen zu müssen. Wortlos verrichtet er sein Werk. Wir legen ihm ein Bier ins Auto, seine Stimmung hellt sich merklich auf. 1,5 Stunden später als gedacht kommen wir am Ziel an. Für morgen wird ein Wecker gestellt.
Logbuch der Sjølfur 23.07.2024 Temp. ~23 Grad Bewölkt und regnerisch 3 Beaufort
Der Tag startet mit brennender Sonne. Alle cremen sich ein. Die 50ger. Elmar und Miriam kaufen Frühstück ein, Marco macht das Boot klar. Es gibt Apfeltaschen, Zimtschnecken und Baguette. Also etwas dickeres Baguette, dass für Franzosen keinesfalls Baguette heißt. Aber für deutsche ist es trotzdem Baguette. Die Fahrt beginnt. Wir passieren die doppelten Kirchtürme von Saaralbe , das eingebettet in Dächer, Felder und Wälder einen schönen Anblick bietet. Miriam am Steuer. Marco liest sein Buch und Elmar bellt Hunde an die ihn anbellen. Der Himmel bedeckt sich bei angenehmer Wärme. Perfekt um die überarbeiteten Keipen zu testen. (Die Holzstücke die den Riemen als Aufnahme dienen) Dieser Test kommt keinen Tag zu früh! Gegen Nachmittag verschlechtert sich das Wetter es beginnt zu nieseln, dann zu regnen. Miriam inzwischen in vollem Ölzeug am Ruder wird mit Kaffee und Büchsen-Wurscht-Brötchen versorgt. Dazu gekochte Eier. Es könnte schlechter sein. Und das wird es auch. Der Regen wird heftiger. 4 Quadratmeter überdachte Fläche haben wir. Trocken bleibt die aber auch nicht lange. Wechselnde Winde und häufiges durchlaufen mit den klatschnassen Klamotten. Noch vermag Kaffee und Kekse die Stimmung zu stabilisieren. Auch der Regen lässt kurz nach. Aber wir kommen in einen Bereich des Kanals, der eher wenig befahren wird. Unmengen an Seegras, Seerosen und anderen Pflanzen wachsen hier, und werden von Steuerruder und Motor aufgesammelt. Irgendwann wird es so stark, dass wir die Manövrierfähigkeit ganz verlieren. Verhaftet und festgesetzt von einem Busch Seegras. Ruder mit der Hand reinigen bringt Nichts mehr, das Zeug hängt tiefer. Das Ruder muss aus dem Wasser, um das Grün abzuwerfen. Der Motor auch. In der Zeit treibt uns der Wind auf die flachen Ufer zu. Zu viele Aufgaben zu wenige Hände. Wir beschließen: Klar machen zum Rudern. Steuer und Motor werden aus dem Wasser geborgen. Es geht jetzt langsamer, aber stetiger voran. Nach der nächsten Schleuse versuchen wir es wieder mit Motor und Steuerruder. Das geht keine 30 Meter gut. Alles voll mit Seegras, bis zur Manövrierunfähigkeit. Also klar machen zum Rudern, bis man wieder Motoren kann. Oder es meint versuchen zu müssen. Das alles bei strömendem Regen kostet Nerven. Der Tritt ist rutschig, der Knoten aufgedunsen und kaum zu lösen. Und man muss dauernd Knoten knüpfen und lösen. Unser Ziel war der Privathafen von Saargmünd. (Die Deutsche/Elsässische Bezeichnung. Die französische ist und unaussprechlich). Der ist im Stadtkern von Saargmünd, mit umgebauten Lastkahn als Clubheim. Aber wir schaffen es nur in den schmucklosen städtischen Hafen. Der hat weder Klo, Wasserversorgung noch Duschen. Zumindest letzteres braucht heute keiner mehr von uns. Um uns liegen Boote die nur bedingt See tauglich sind. Mit planen überlegt, die Farbe spröd und rostend. Eines ist umgeben von einer Ölsperre abgesoffen. Dafür ist es hier kostenlos. Also... Eigentlich nicht , - aber der Automat funktioniert auch nicht. Gegenüber liegt ein umgebauter Lastkahn der einen Ozeandampfer / Luxusliner im Maßstab 1:10 mimt. Beeindruckend aber auch der Rostet vor sich hin. Der Erbauer ist wohl seit 10 Jahren Tod. Die Erben wollen eine Millionen Euro für den Albtraum eines jeden Geldbeutels. Abends kommt nochmal die Sonne, als wäre nie was gewesen, der Wind flaut ab. Kurz vor Sonnenuntergang ist es Wolkenlos. Wir Evaluieren unsere Lage. Irgendwie müssen wir Boot und Trailer wieder zusammenbringen. Entweder fahren wir zurück oder fahren weiter und einer muss zum Trailer und dann mit Trailer zum Boot fahren. Das ist umständlich, kostet einen ganzen Tag im Auto und keiner hat Lust darauf. Allerdings müssen wir dann morgen zurück und werden unser Ziel Saarbrücken nicht erreichen. Wir wägen Fahrzeiten, Kosten, Optionen und Motivation gegeneinander ab: Morgen geht es wieder zurück. Wir werden also weder eine der großen Städte, die wir im Auge hatten, noch das Schiffshebewerk gesehen haben... Am Abend gibt es Spaghetti Bolognese (Bolognese fertig aus dem Glas) weil es am schnellsten geht und keiner mehr Bock hat auf großes Kochen. Außerdem wird die Flasche blauer Burgunder geköpft und Karten gespielt. Gummibärchen obendrauf. Nervennahrung. Für den ein oder anderen wird an diesem Abend der persönliche Seegang deutlich stärker als der tatsächliche. Die nächsten beiden Tage sollen schön werden. Hoffentlich!
Logbuch der Sjølfur 25.07.2024 Temp. ~29 Grad Sonnig 1 Beaufort
Der Wecker klingelt, auf geht es zum Dorfladen. Baguette, Croissant, kleine Ergänzungen des Proviants. Sobald die Schleuse öffnet , geht es los. Wir wollen etwas Kilometer machen heute. Frühstück gibt es während der Fahrt gereicht. Ziel ist es bis Schleuse 3 zu kommen. Etwa. Mittagessen wird es in Mittersheim geben. Das Café du Port hat heute geöffnet. Der erhoffte Flammenkuchen bleibt leider aus. Das gäbe es schon lange nicht mehr, sagt die Wirtin. Aber sie hat Quiche Lorraine im Angebot. 3 Latte und Orangina später sind wir gestärkt für die Weiterfahrt. An Schleuse 12 hinterlassen wir einen kleinen Brief bei der netten Dame. Das dauert wohl etwas zu lange und aus dem Schleusentelefon werden wir freundlich ermahnt. Wir passieren die Wälder um Mittersheim. Der Motor brummelt fröhlich vor sich hin, nachdem er zuvor ebenfalls ein reichhaltiges Frühstück bekommen hat. Ein weiteres Brummeln gesellt sich dazu. Aus der Luft aus den Wäldern? Es wird lauter und übertönt schnell alles andere. Dann donnert ein Hubschrauber über uns hinweg in nur 30 Metern Höhe. Tarnmuster und Bordkanone, ein Tiger Kampfhubschrauber. Er fliegt eine Schlaufe, verschwindet hinter ein paar Eichen, taucht wieder auf und dreht über uns ab. Private Flugshow, auch ganz nett. OK der letzte Absatz ist heute nicht passiert. Aber was soll ich denn machen, wenn nichts spannendes los ist. Geschehen ist das aber auf der Herfahrt an Selber Stelle. Hatte ich vergessen zu erwähnen! Die Schleusendichte wird wieder höher. Von der einen kann man direkt die nächste sehen. Wir kommen aber besser voran als geplant. Vielleicht schaffen wir es sogar zu Schleuse 1. An Schleuse 4 kommt Elmar nach dem Schleusen wieder an Bord, tritt daneben und fällt bäuchlings auf die Bordwand, gibt der Essenstruhe obendrein ein Kuss mit überhöhter Geschwindigkeit. Das Schleusen an sich ist beendet und das Wasser steht still. Insofern keine Gefahr. Also alles fallen lassen, an Arm und Gürtel packen und zurück ins Boot mit ihm. Miriam zurück ans Steuer. Blut ist ihre Sache nicht. Marco untersucht, aber mehr wie ein Schnitt unter der Lippe innen und außen, war es dann nicht. Desinfizieren und Pflaster drauf. Kurz eine wikingerwürdige Prügelstory erdacht. Weiter geht es. Nur von Miriam muss er sich nun Sprüche gefallen lassen. "Papa hat ne dicke Lippe riskiert und bekommen!" Flötet sie ins Telefon gen Heimat, als wir abends sogar noch den nächsten Hafen erreichen. Der Mann mit der dicken Lippe kann ihr aber kaum böse sein. Diese Art Humor hat er ja quasi erfunden und offensichtlich erfolgreich vererbt. Im Port de Houillon liegt neben uns ein Schiff, das unsere Aufmerksamkeit erregt. Etwa 22 Meter lang und Top gepflegt, Kran, Beiboot, jeden Schnickschnack und auf keine erkennbare Art fixiert. Keine Leinen, kein Anker. "Dann muss es Füße haben" scherzen wir. So ist es auch. Elektrisch absenkbar bis 7 Meter. Erzählt uns der Eigner, der wenig später mit dem Motorrad ankommt. Seit 10 Jahren fährt der Rentner mit seiner Frau auf der "Barrakuda". Und: auch sein Boot ist selbst gebaut. Allerdings hatte der Niederländer auch eine Werft und 4 Mitarbeiter. Also ein Mann vom Fach. Der übliche Bootsbauertratsch geht los: Wie gebaut, wie und was funktioniert (nicht), wohin solls noch gehen... Er will nach Koblenz, über den Rhein in die Donau bis ins schwarze Meer, über Griechenland, Kroatien, Italien und dann über die Rhone und den Rhein-Rhone Kanal zurück in den Rhein nach Holland. Wir wollen morgen zu unserem Starthafen und dann Tags darauf auf Rädern heim.
Logbuch der Sjølfur 26.07.2024 Temp. ~26 Grad Bewölkt 1-2 Beaufort
Um 10 Uhr gehts gemütlich los. Weit müssen wir heute nicht mehr und auch Schleusen sind keine bis zum Zielhafen. Wir verabschieden uns von den Niederländern. Die positionieren gerade ihr Schiff um, damit sie das Motorrad an Bord kranen können. Die Bewölkung wird regelmäßig von leichtem Nieseln und etwas Sonne unterbrochen. Man könnte sich alle halbe Stunde umziehen, mit etwas stoischer Ruhe muss man das aber auch nicht. Um 13:15 kommen wir in Niderviller an. Kurz kommt die Überlegung auf, heute schon alles zusammen zu packen und auszuslippen. Ein Tag früher daheim klingt auch nicht schlecht. Anmeldung beim Hafenmeister, die beiläufige Frage was das Hebewerk macht. Das läuft wieder! Planänderung: alle aufs Klo und weiter gehts. Wenige Minuten später stehen wir am Eingang der Strecke. Die Ampel springt schnell auf grün und wir rüsten uns aus. Nachtlichter ans Boot, Rettungswesten an und Stirnlampen auf. Der erste Tunnel hat 475m, der zweite 2800m. Teils mit Blockstein ummauert, mit Ziegel ausgebessert oder behauener Fels. Man sieht, daß der Tunnel alt ist. Die Luft ist kalt und feucht. Aus vielen Orten drückt es Wasser durch Felsspalten. Außer dem hallenden Brummen des Motors ist es still. Lampen in regelmäßigen Abständen. Und weit weg ein heller Fleck Irgendwann ist wieder Licht und Unangenehm hell. Etwas weiter kommt das Hebewerk. Scheinbar wird das hauptsächlich von Touristenbooten benützt. Sogleich kleben 100 Augen an der Scheibe und begutachten unser Boot mit Handy und Kamera gezückt. Wie im Zoo. Die Touristen tuckern weiter und machen uns Platz. Wir fahren in die Badewanne auf Schienen. Die verlaufen den Berg ab auf einer gigantischen Betonkonstruktion. Die Badewanne selbst ist mit 2 dutzend Stahlseilen an Gegengewichten ausbalanciert. Die Badewanne fährt in die eine Richtung. Die Gegengewichte in die andere. So ausbalanciert bewegt sich die Riesenkonstruktion, und wird dann von zwei 120 PS Elektromotoren angetrieben. Außerdem wird in der Badewanne etwas Wasser zu- oder abgeladen. Je nachdem , ob es abwärts oder aufwärts gehen soll. Wir legen an, Tore schließen, ein Mitarbeiter bedient die Anlage von einem Bedienpult in der Badewanne. Elektronisches Surren. Ruhe. Surren in anderer Tonlage Metallisches Donnern wie es wirklich nur große bewegliche metallische Konstrukte können. Nicht laut, aber mächtig. Ein lautloser Ruck, die Anlage fällt ab. Die Gegengewichte steigen an. Kleine Erschütterungen die man eher spürt als hört. Bis wir unten angekommen sind, und wieder verschiedene elektrische Instrumente ihr Surren und Klacken orchestrieren. Unten ist ein See mit Liegeplätzen. Wir machen fest und gönnen uns ein sehr spätes Mittagessen um halb 4. Dann der Weg zurück. Wir müssen in unseren Hafen. Vor dem ersten Tunnel müssen wir warten. Und warten Und warten. Irgendwann kündigen sich Boote an. Weniger durch Motorengeräusch als durch Musik. Durch den Tunnel wird bis auf die Basstöne alles verschluckt. Doch je näher sie kommen, desto deutlicher wird es. Ein Mietboot , 6 Jungs Mitte bis Anfang 20. Im Zickzackkurs. 2 Stapel Bierkästen, also leere und volle. Dazu eine "Duff Beer" Flagge aus " die Simpsons" hinten und vorneweg eine Pornhub Flagge. Direkt sympathische Gestalten. Wie die den Tunnel verlassen, bekommen wir grün. "Vorleine und Achterleine klar machen"! Zurück kommt: "Vorleine klar" - "Achterleine klar", Einsteigen! Kleine Fahrt voraus" Und wir tuckern in die Dunkelheit. Uns folgt: das "Pornoboot". Hat gedreht und folgt uns. Die wollten auch nur mal durchfahren, waren aber zu spät fürs Hebewerk. Beschallung die vollen 2800 Meter. Der Tunnel hat eine beeindruckende Akustik. Er schluckt die hohen Töne und bringt die tiefen zur Geltung. Die fröhlichen Lieder werden zu bedrohlichen Gewittern. Am nächsten Tunnel müssen wir wieder warten. Einer der Pornobootler , -Tim- kommt bei uns vorbei, interessiert an unserem Boot. Wir erzählen alles, was er wissen will. "Habt ihr auch Schwerter dabei?" Elmar greift in den Hosensack und zückt sein Opinel Klappmesser "Hilfe. Ich werde bedroht!" Ruft er im Spaß zurück an sein Pornoboot. Marco ruft laut "Kasten Bier und ihr bekommt ihn zurück!" Antwort: "wir haben nur Oettinger" uff... Marco: "DAS ist aber nichts Wert, da will ich 5 Kästen!" "Das ist ER uns nicht Wert!" Kommt über Lautsprecher zurück. Tim protestiert. Wir einigen uns auf 3 Oettinger als Auslöse. Aber die sind kalt! Als die Porno Jungs hören das wir kein Kühlschrank haben um unser Bier zu kühlen, haben sie Mitleid, und aus dem Spaß wird ernst. Tim kommt mit 3 kalten Oettinger zurück. Also doch, ganz korrekte Zeitgenossen! Die Bier werden in Niderviller mit Freuden auf den gelungenen Tag vernichtet. Als Abschluss geht es in die Auberge de Tannenheim. Eine Kneipe am Hafen. Froschschenkel, Salat, Pizza, Flammenkuchen, ein Pinot und ein Nachtisch dessen Namen mir zu lang und zu Französisch war ,um ihn mir zu merken. Ein gelungener Abschluss!
Logbucheinträge/Bericht von Marco Wieber
Bilder von Elmar Jäger
Bearbeitung:W.Bührle
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